Kristine, Shakib und Emir (von links) hören der Medienexpertin Nora Bünger ganz genau zu, wenn es um die Gefahr von Kettenbriefen geht.
Foto: Klöppel, Milva-Katharina
Das eine blinzelt, das andere trägt eine coole Sonnenbrille: Emojis sind beliebt und werden minütlich tausendfach über die unterschiedlichsten Programme im Internet verschickt. Die kugelrunden, quietschgelben Köpfe sollen mit ihren unterschiedlichen Gesichtsausdrücken dabei helfen, sich zu verständigen.
Dass das nicht immer einwandfrei gelingt, zeigt der Besuch bei Fünftklässlern der Verbundschule in Bad Rappenau. “Was soll das Emoji mit der Träne an der Nase bedeuten?”, fragt Nora Bünger in die Runde. Die Referentin der Akademie für Medienbildung Mecodia ist im Rahmen des Projektes Sicher@net an die Schule gekommen. Das Förderprogramm der Sozialstiftung der Kreissparkasse Heilbronn existiert bereits seit neun Jahren und soll Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern und Lehrer fit für Smartphone, Internet und Co. machen.
Fünf Regeln herausgearbeitet
Jetzt wird in der Klasse 5a im Kraichgau darüber diskutiert, ob das Emoji mit der Träne Schnupfen hat, sprachlos und traurig ist oder aber einfach nur müde. Drei mögliche Interpretationen. “Was unser Gegenüber uns mit Emojis schreibt, können wir leicht falsch verstehen”, fasst Nora Bünger zusammen.
Am Ende der 90-minütigen Doppelstunde hat die Medienexpertin mit den Mädchen und Jungen fünf Regeln herausgearbeitet, mit denen die Klasse in Zukunft besser kommunizieren kann: Nur wichtige Nachrichten in den Klassenchat schreiben, keine Kettenbriefe verschicken, nicht beleidigen, kein Foto ohne Erlaubnis des Abgebildeten verschicken und niemanden ohne Absprache aus dem Chat werfen.
Wiederholung nicht häufig genug
Damit ist das Modul “Smartphones und Apps – clever chatten, teilen und liken” abgeschlossen. Es ist eines von insgesamt fünf für die Klassenstufen vier bis sechs. Alle haben Medienkompetenz zum Ziel. “Wir vermitteln den Kindern und Jugendlichen sowohl technische, soziale, rechtliche als auch pädagogische Aspekte der digitalen Medien”, sagt Expertin Nora Bünger. die selbst zur jungen Generation der Digital Natives zählt. So gelingt die Aufklärung auf Augenhöhe und ohne erhobenen Zeigefinger. Wie bedeutend Sicher@net auch heute noch ist, stellt Kerstin Keicher heraus, die bei der Sozialstiftung der Kreissparkasse das Projekt betreut.
“Der Input von außen ist super”, ergänzt Eva Kiehn-Juhasz von der Verbundsschule in Bad Rappenau. “Die Gefahren im Internet immer wieder, fast wie ein Mantra zu wiederholen, ist wichtig”, so die Schulsozialarbeiterin. So hat sich die Gemeinschaftsschule seit einem Jahr auch einen digitalen Verhaltenskodex, eine “Selbstverpflichtung im Umgang mit digitalen Medien”, wie Rektorin Yvonne Geier betont.
Keine Einmalaktion
Was macht Sicher@net so besonders? “Anders als vergleichbare Initiativen starten wir keine Einmalaktion. Es basiert vielmehr auf einem umfangreichen Schulungsangebot für die Klassen, Eltern und Lehrer, das nachhaltig in den Schulalltag integriert werden kann”, erklärt Kerstin Keicher. Dabei wird das Angebot ständig aktualisiert. Ein eigenes Smartphone sei heute bereits bei den meisten Fünftklässlern vorhanden, erklärt Nora Bünger.
Gleichzeitig sei die Angst der Zehnjährigen groß, dass die Eltern das Handy wieder wegnehmen, wenn dort betrügerische Nachrichten oder Nacktbilder einlaufen. “Es ist ein Tabuthema”, so Bünger. Ihre Aufgabe sieht sie darin, dass Bewusstsein für Datenschutz und Sicherheit bei Kindern und Eltern zu schärfen. Am Ende hilft immer, offen miteinander zu reden.
Mehr Informationen
Mit dem Förderprojekt Sicher@net der Sozialstiftung der Kreissparkasse Heilbronn werden Lehrkräfte, Schüler und deren Eltern seit 2013 fit für die digitale Lebenswelt gemacht. Das Kernziel ist, über Risiken aufzuklären und präventiv gegen Gewalt im Internet aktiv zu werden. Unterstützt wird das Projekt von der Heilbronner Bürgerstiftung, der Polizei, dem Verein Sicher im Heilbronner Land sowie dem Schulamt Heilbronn. Voraussichtlich ab Ende Februar/März können sich Schulen erneut für Workshops und Vorträge anmelden. Weitere Informationen: www.sicher-at.net.