Meißner Senioren und Smartphones: Wo sind meine Fotos hin?
Von
Andre Schramm
3 Min.
Mediensprechstunde im Franziskaneum: Schüler Elijan und Schülerin Michelle helfen einem älteren Herren bei der Bedienung des Smartphones.
© Claudia Hübschmann
Meißen. Wer heute 60 Jahre oder älter ist, ist mit dem Radio, Plattenspieler und Telefon samt Wählscheibe groß geworden. Vielleicht gab es in manchem Haushalt noch einen Schwarz-Weiß-Fernseher oder ein Tonband. Das wars dann aber auch schon. Kurzum: Mit der Technik, die inzwischen auf dem Markt ist, hatten die alten Teile wenig gemein. An Smartphone, Tablet oder Laptop war nicht zu denken. Deren Vorzüge sind trotzdem nicht von der Hand zu weisen: Videotelefonie, Chatten, Shoppen, Fotos machen und vieles mehr. Vielleicht will man sich über eine Busreise informieren, bevor man bucht. Oder die Nachrichten lesen. Alles möglich, mit nur einem Gerät.
Es gibt aber noch etwas anderes, was für diese Generation bezeichnend ist. “Unsere Senioren sind vorsichtig. Sie haben häufig Angst, etwas falsch zu machen”, weiß Veronika Kosemtzky aus Erfahrung. Sie ist Mitglied der Arbeitsgruppe “Moderne Medien” der Meißner Seniorenvertretung und sitzt gerade im Zimmer 109 des Franziskaneums. Grund: Die Mediensprechstunde für Senioren läuft. Die Resonanz ist höchst unterschiedlich. “Heute ist nicht viel los. Die Hemmschwelle, hierherzukommen, ist eben nach wie vor groß. Dabei gibt es gar keinen Grund dafür”, erzählt sie weiter. Man müsse das Angebot aber auch noch bekannter machen, fügt sie noch hinzu.
Neues Profilfoto in WhatsApp
“Seit Anfang 2020 organisiert die Seniorenvertretung diese Sprechstunde. Während Corona mussten wir pausieren”, erzählt Frau Kosemetzky weiter. Seit Herbst vergangenen Jahres versuche man aber wieder einmal monatlich oder wenigstens alle zwei Monate, das Forum anzubieten. Unterstützt wird das Projekt vom Schülerrat des Franziskaneums. Prinzip: Junge Leute erklären Rentnern, wie Smartphone, Tablet und Laptop funktionieren. Nicht nur das. Vor allem individuelle Probleme werden in der Runde gelöst. Und die sind recht unterschiedlich. “Themen sind u. a. der Status bzw. das Profilfoto in WhatsApp, das Übersetzen von Texten, das Einrichten von E-Mail-Konten, das Herstellen der WLAN-Verbindung oder das Sortieren bzw. Übertragen von Fotos”, sagt Ferdinand Büttner, Sprecher des Schülerrates. Einmal habe man auch ein Candy-Crush-Konto wieder herstellen müssen. Das ist ein Handyspiel, bei dem gepuzzelt wird. Ein anderes Mal ging es darum, den Impfausweis zu digitalisieren. Großer Vorteil ist, dass die Schule über WLAN verfügt, man also online mit den Ratsuchenden arbeiten kann.
Zwei Gänge runterschalten
Die Jugendlichen übernehmen den Job ehrenamtlich nach der Schule. Für die Senioren ist das Angebot kostenlos. Wer will, kann am Ende eine kleine Spende dalassen. Die Jungs und Mädchen des Franziskaneums mussten sich für die Sprechstunde etwas umstellen und ein, zwei Gänge runterschalten, zumindest was die Bediengeschwindigkeit anbelangt. “Es geht ja darum, dass die Senioren alles auch zu Hause anwenden können”, meint Kosemetzky. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen.
Sie macht bei der Gelegenheit Mut, die Sprechstunde zu nutzen. “Es gibt keine dummen Fragen. Einfach Telefon, Tablet oder Laptop einpacken und vorbeikommen. Wir haben bis jetzt jedes Problem gelöst”, sagt sie. Wer sich nicht als Senior angesprochen fühlt, darf das Angebot natürlich auch nutzen. “Ein Mindestalter gibt es bei uns nicht”, schmunzelt Veronika Kosemetzky. Nächste Sprechstunde: 23. März, 15.30 Uhr, im Franziskaneum (Ausschilderung folgen).