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Zwar gibt es in Hamm viele grüne Flächen, Wald ist aber immer noch Mangelware. © Hans Blossey
Drei Hektar Wald sollen in Hamm jährlich gepflanzt werden. Aktuell liegen wir in Sachen Waldbestand deutlich unterm Durchschnitt.
Hamm – Mehr Wald für Hamm: Das hat die Rathaus-Koalition als Auftrag für sich beschlossen. Drei Hektar (30.000 Quadratmeter) Wald sollen laut Waldentwicklungskonzept, das im November 2021 mit dem Umweltschutzbericht vom Rat beschlossen worden ist, als aktiver Beitrag zum Klimaschutz jährlich neu zum Bestand hinzukommen. Und beim Bestand sieht Hamm vergleichsweise „dünn“aus: Auf gerade einmal zehn Prozent Waldanteil kommt die Lippestadt, während das Land Nordrhein-Westfalen rund 28 Prozent und ganz Deutschland sogar auf 33 Prozent kommt.
Waldbestand in Hamm seit Jahren bekanntes Problem
Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, und so lange wird mehr oder weniger intensiv daran gearbeitet, den Baumbestand in Hamm zu erhöhen. Beispielsweise seit 1995 mit dem Hochzeitswald im Ortsteil Lohauserholz und einem weiteren Hochzeitswald in Westtünnen, der seit 2021 mit jährlichen Pflanzaktionen erweitert wird. Wie sehr die Bürger die Entwicklung des Baumbestandes mittragen, zeigt die jüngste Pflanzaktion im Bürgerwald Uentrop mit mittlerweile rund 800 Bäumen, der in der Geithe entsteht: Die Stadtverwaltung sieht vor, dass pro Jahr 45 Baumpaten einen Stamm pflanzen. Der Ansturm war aber zuletzt so groß, dass 61 Bürger die Zusage erhielten, im Dezember 2022 Bäume zu pflanzen.
Die nächste Pflanzrunde in der Geithe soll erst im November dieses Jahres folgen. Neue Interessenten, die da mitmachen wollen, haben aber schon keine Chance mehr mitzumachen: Nachdem der 65. Baum für den nächsten Abschnitt von Bürgern geordert worden war, wurde die Bestellrunde beendet. Stadtsprecher Tom Herberg begründet diese „Verknappung“: „Dass wir nicht mehr Bäume pro Jahr pflanzen, hat damit zu tun, dass wir den familiären Charakter der Veranstaltung beibehalten möchten und den Bürgern jährlich anbieten, mit jeder einzelnen Patenschaft einen bestimmten Anlass verknüpfen zu können, beispielsweise Geburten, Taufen, Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen und ähnliches.“
Die Pflanzaktionen sind bei den Hammern beliebt. Im Bürgerwald Uentrop wurden mittlerweile rund 800 Bäume gepflanzt. © Begett
Zu wenig städtischer Platz für Wald: Verhandlung mit Besitzern
Darüber hinaus hat die Begrenzung laut Herberg auch organisatorische Gründe: An die eigentliche Pflanzung schließe sich eine kleine Feier mit Musik, Reden und Imbiss an, in dessen Rahmen die Baumpaten Urkunden erhalten. „Ohne Begrenzung könnten wir diese Veranstaltung so nicht mehr händeln und auch die Begehung der Fläche würde dann zu groß und zu unpersönlich“, so Herberg. . Und das Vereinsgelände des Auto-Modell-Clubs, auf dem die Veranstaltung stattfindet, wäre für mehr Personen zu klein.
Dass auch in anderen Stadtteilen nicht mehr Flächen zur Aufforstung zur Verfügung gestellt wird, liegt schlicht daran, dass die Stadt selbst nicht über ausreichend geeignete Flächen verfügt. Beispielsweise hat Heessens Bezirksbürgermeisterin Erzina Brennecke im Zusammenhang mit der städtebaulichen Rahmenplanung, die zurzeit entwickelt wird, die Vergrößerung der Waldfläche als Ziel definiert. Möglich wäre das aber nur auf Flächen, die sich zurzeit in Privatbesitz befinden. Dementsprechend müssen Verhandlungen mit den Besitzern stattfinden.
Waldentwicklung nimmt langsam Fahrt auf
Wie langsam die Waldentwicklung in Hamm vonstattengeht, zeigt ein Blick auf die Statistik: 1993 lag der Waldanteil bei 7,4 Prozent. Mit Einführung des Waldentwicklungskonzeptes im Jahr 2003 ist der Waldanteil an der städtischen Gesamtfläche von knapp 230 Quadratkilometern dann von acht auf zehn Prozent gestiegen. Möglicherweise nimmt die Entwicklung aber mit dem 3-Hektar-Ziel mehr Fahrt auf: 2021 wurden laut Herberg eine 2,3 Hektar große Fläche südlich der Birkenallee im Bereich der Ahseaue und eine 1,1 Hektar große Fläche nördlich der Baumstraße, südlich an den Geithewald angrenzend, aufgeforstet. Gepflanzt würden vor allem Eichen, Buchen und Kiefern, um einen Mischwald anzulegen.
Für 2022 seien eine 0,8 Hektar große Fläche in Bockum-Hövel am Klostermühlenweg, östlich der Eisenbahnlinie und eine 2,3 Hektar große Fläche an der Straße Westgeithe, westlich des Geithewaldes, ausgewählt worden. Die Pflanzungen hätten im Dezember 2022 erfolgen sollen, aber: „Aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den Forstpflanzen kann die Anpflanzung erst Mitte/Ende Januar nachgeholt werden“, so Herberg.
Das Umweltamt wolle das Ziel auch 2023 erreichen. Aufforstungsflächen seien allerdings noch nicht festgelegt, weil Grundstücksverhandlungen noch nicht abgeschlossen seien. Fest steht bisher lediglich, dass im Erlebensraum Lippeaue, der im zweiten Quartal fertiggestellt werden soll, ein Auwald von etwa einem Hektar Größe entsteht.