Nach knapp acht Monaten Gefängnis ist Boris Becker (55) wieder ein freier Mann. Mitte Dezember wurde er aus dem Knast in England entlassen und nach Deutschland abgeschoben.
Emotional berichtete er im großen „Sat.1“-Interview von seiner Zeit hinter Gittern. Er habe als Häftling „etwas sehr Wichtiges und Wertvolles“ gelernt. Knapp zehn Jahre wohnte die Tennis-Legende in Großbritannien, ist auch dort nicht unbekannt, immerhin stand er lange Zeit für „BBC“ vor der Kamera.
Was die Briten allerdings von seinen Tränen halten? Wohl nicht viel!
Die Journalistin Janet Street-Porter resümiert in der „ Daily Mail“: „Er hatte zwei große Probleme: Seine romantischen Beziehungen und Trennungen haben ihn ein Vermögen gekostet, und er hat einfach keine Ahnung, wie man mit einem geringen Budget lebt.“
Boris Becker und seine erste Frau Barbara. Die beiden waren von 1993 bis 2001 verheiratet
Boris Becker und seine zweite Frau Lilly. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn und waren knapp zehn Jahre ein Paar
Was ihr vom Interview hängen geblieben ist? Statt einen adretten Lebemann in einem engen Blazer und einer Wimbledon-Krawatte, sah man hier „einen gequälten Kerl mit einem neuen Haarschnitt, einer schlankeren Taille und einer neuen Lebensphilosophie.“
Becker sei „völlig durcheinander“ gewesen, als er seine Erlebnisse im Gefängnis schilderte. ABER: Die Geschichte „seiner glänzenden Karriere und der anschließenden öffentlichen Demütigung ist faszinierend“.
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Janet Street-Porter: „Der Wunderknabe gewann mit 17 Jahren Wimbledon, und innerhalb weniger Jahre hatte er Trophäen und ein Vermögen von 38 Millionen Pfund an Preisgeldern und Sponsorenverträgen angehäuft. Jetzt, mit 55 Jahren, ist er von der Nummer 1 der Welt zum Häftling Nummer A2923EV geworden, der Angst hat, unter die Dusche zu gehen, weil ein anderer Häftling ihn angreifen könnte.“
Boris Becker als er 1985 Wimbledon gewonnen hat
Becker erwecke den Eindruck eines ehemaligen Partylöwen und jetsettenden Playboys, der nun behauptet „eine harte Lektion gelernt zu haben. Eine sehr teure Lektion. Eine sehr schmerzhafte Lektion“.
Trotz alledem: Die Briten werden die Sportlegende vermissen. Als „BBC“-Kommentator schien Boris „charmant, kokett und immer witzig und auf den Punkt“ gewesen zu sein.
Auf diese Rolle wird er wohl erst einmal verzichten müssen, denn in seine ehemalige Wahlheimat kann er zunächst nicht wieder zurück.